
Die Stadtteil-Nachrichten
„Bienen sind überlebenswichtig“
Insekten bestäuben 80 Prozent der Pflanzen / Imkerverein
feierte 160.Geburtstag
16.09.2008, 12:00 Uhr
Erschienen:
16.09.2008: RN Dortmund D3 Nord / 217 / Seite:26
Auf eine 160-jährige Tradition blickt der Imkerverein Derne zurück. Der besondere Geburtstag wurde groß in der „Sonnenseite“ in Eving gefeiert.
Der nächste Sommer kommt gewiss. Und mit ihm fliegendes Getier wie Bienen oder Wespen. Manch einem wird bereits beim Gedanken an die brummelnden Insekten Angst und Bange, denn schmerzhafte Stiche und Belästigungen sind für viele die erste Assoziation.
„Alles quatsch“, findet Nikolaus Lehmann, 1. Vorsitzender des Imkervereins Derne. „Die Bienen stören uns nicht, sie gehen nicht ans Essen und auch nicht an die Getränke. Wenn man sie in Ruhe lässt, sind sie vollkommen harmlos.“ Oft würden seine Schützlinge mit Wespen verwechselt.
In Sachen Imkerei ist Nikolaus Lehmann ein „alter Hase“: Seit 48 Jahren „herrscht“ er über Bienenvölker und denkt noch lange nicht ans Aufhören. Erst recht nicht jetzt, wo sein Verein gerade mit der goldenen Medaille für das 160-jährige Bestehen ausgezeichnet wurde und deshalb in der Gartenanlage Zur Sonnenseite feierte. Selbst Hubert Otto, Vorsitzender des Imker- Landesverbandes, beeindruckt diese Zahl: „Zuerst dachte ich, es sei ein Schreibfehler“, schmunzelt er.
Durchschnittsalter hoch
Nikolaus Lehmann und die übrigen 13 Vereinsmitglieder sind stolz auf das, was sie in den Jahren geleistet haben, „besonders, weil wir alle nicht mehr die Jüngsten sind“, lacht der Vorsitzende.
„Das Durchschnittsalter unserer Mitglieder beträgt 62 Jahre.“ Und das sei auch bundesweit mit das größte Problem unter den 80 000 Hobby-Imkern, so Hubert Otto. Trotz allem ist die Lage nicht hoffnungslos, denn seit dem letzten Jahr gibt es keine Mitgliederverluste und endlich wieder mehr Interesse an der Bienenzucht. „Sogar immer mehr Frauen finden Gefallen daran“, freut sich Otto. Momentan liege der Frauenanteil in den vom Landesverband angebotenen Lehrgängen bei rund 50 Prozent.
Nur wenige Stunden
Doch für die meisten Menschen kommt die Bienenzucht auch weiterhin nicht auf die Liste bevorzugter Freizeitbeschäftigungen. Stattdessen fragt sich manch einer, wie man überhaupt zu diesem Hobby kommt. Lehmann hat dafür nur ein erstauntes Gesicht übrig: „Ich frage mich eher, warum es so wenig Leute machen“, sagt er: „Die meisten haben Vorurteile, Halbwissen oder Angst.“ Schlage man jemandem vor, Hobby-Imker zu werden, höre man als erste Ausrede, dafür fehle die Zeit. Dabei bedürfe es nur weniger Stunden im Jahr, so Lehmann, ein Bienenvolk zu halten, zu pflegen und den Honig zu ernten. „Außerdem würde der ganze Verein einem Imker- Neuling unter die Arme greifen und Tipps geben“, versichert er. Ernst fügt er hinzu: „Die Bienen sind wichtig, fast schon überlebenswichtig für uns Menschen. Schließlich werden über 80 Prozent der Pflanzen von ihnen bestäubt. Darum hoffe ich, dass wir in Zukunft wieder mehr Menschen für dieses Hobby begeistern können – gerade die jungen Leute.“
Quelle: Ruhr Nachrichten / Nadine Weinands